Thilo Sarrazin in Berlin
Wütende Demonstranten verhindern Auftritt
- Veröffentlicht: 03.03.2014
- 16:45 Uhr
- sst, DPA
Wütende Demonstranten haben in Berlin eine geplante Diskussionsrunde mit dem umstrittenen Bestsellerautor Thilo Sarrazin (SPD) verhindert. Nach Polizeiangaben versammelten sich zunächst um die 100 Menschen vor dem Gebäude des Berliner Ensemble zu Protesten. Einige gingen auch hinein. Zu Beginn der Veranstaltung äußerten sie lautstark ihren Unmut. Das Theater brach laut Polizei die vom Magazin "Cicero" organisierte und ausverkaufte Veranstaltung ab. Sarrazin (69) wollte sein neues Buch "Der neue Tugendterror. Die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" vorstellen und diskutieren.
Das Magazin berichtete im Internet-Kurznachrichtendienst Twitter, Besucher hätten Protestschilder hochgehalten und Sprechchöre skandiert. Unter anderem riefen sie "Sarrazin ist - ein Rassist". Zudem habe es Handgreiflichkeiten im Publikum gegeben. Die Demonstranten hätten sich geweigert, den Saal zu verlassen und gerufen "Sarrazin raus, das ist unser Haus". Der Autor habe zunächst noch Bücher signiert. Die Veranstalter hätten sich dann aber gegen einen Polizeieinsatz entschieden und die Veranstaltung abgebrochen.
Am vergangenen Dienstag hatte Sarrazin sein neues Buch in Potsdam erstmals öffentlich vorgestellt. Auch dort war vor der Tür gegen Sarrazin und seine Thesen protestiert worden. 2010 war das erste Buch des früheren Finanzsenators und Bundesbank-Vorstands erschienen: "Deutschland schafft sich ab". Das Echo und die Kritik an seinen islam- und ausländerkritischen Thesen waren damals ebenso groß gewesen wie das Polizeiaufgebot bei Lesungen.
Sarrazin kritisiert in seinem neuen Buch ein vermeintliches links-liberales Gutmenschentum, das auf moralisch korrekte Gesinnung anstatt auf Fakten setze und einem "Gleichheitswahn" anhänge. In den vergangenen Jahren war er besonders wegen seiner islamkritischen Thesen und Exkursen zur Vererbung von Intelligenz kritisiert worden.