Enthüllungsbuch über US-Präsident
Trump hält sich für ein «geistig sehr stabiles Genie»
- Veröffentlicht: 07.01.2018
- 19:54 Uhr
- dpa
Das Buch «Fire and Fury» schlägt weiter hohe Wellen. Donald Trump reagiert - und wie er es tut, verstärkt den Wirbel noch. Der Buchautor Wolff sieht den Anfang vom Ende dieser Präsidentschaft.
Donald Trump hält sich nicht nur für «wirklich klug», sondern für ein «geistig sehr stabiles Genie». Mit dieser Aussage reagierte der US-Präsident auf das Enthüllungsbuch «Fire and Fury», demzufolge ihm jeder in seiner Umgebung im Weißen Haus Amtsunfähigkeit bescheinigt. Das Werk mit seinen diversen Schilderungen einer völlig chaotischen Regierungsführung schlug auch am Wochenende hohe Wellen und überschattete ein Treffen Trumps mit führenden Republikanern über die Strategie der Konservativen in diesem wichtigen Kongress-Wahljahr.
"Schlimmer, als irgendjemand gedacht hat"
Der Autor Michael Wolff sieht derweil den Anfang vom Ende der Trump-Präsidentschaft gekommen. Sein Buch habe den Menschen die Augen geöffnet, was die mangelnden Fähigkeiten des US-Präsidenten angehe, erklärte er in einem BBC-Interview. Dem Sender sagte er, die Vorgänge im Weißen Haus seien «schlimmer, als es irgendjemand gedacht hat». In der Umgebung des Präsidenten werde jeden Tag über den 25. Verfassungsartikel gesprochen. Er regelt die Nachfolge für den Fall des Todes, Rücktritts, der Amtsenthebung oder einer Behinderung des Präsidenten, die es ihm unmöglich macht, seine Aufgaben zu erfüllen.
Trump nannte das Buch eine «Schande», «langweilig und unwahr» und «frei erfunden». Wolff bezeichnete er als «Loser» (Verlierer). Zugleich griff Trump erneut die Medien und seinen Ex-Chefstrategen Steve Bannon an, auf den sich Wolff in seinem Buch unter anderem stützt. Der Autor habe Bannon benutzt, «der geweint hat, als er gefeuert wurde, und der um seinen Job gebettelt hat».
Geistige Stabilität als "größte Stärke"
Trumps Topberater Stephen Miller bezeichnete das Buch in einem turbulenten CNN-Interview am Sonntag als einen «Haufen Müll» und Wolff als «Müll-Autoren». Bannon, der das Weiße Haus im August auf Druck hin verlassen hatte, warf er Rachsucht vor.
Das größte Aufsehen erregte jedoch ein Trump-Tweet am Samstagmorgen (Ortszeit). Jetzt, da sich die Vorwürfe einer Zusammenarbeit mit Russland zur Wahlbeeinflussung als Ente herausgestellt hätten, würden die Demokraten und «ihre Schoßhunde, die Lügenmedien», sich auf die Themen geistige Stabilität und Intelligenz des Präsidenten stürzen, schrieb der Republikaner. «Tatsächlich sind meine beiden größten Stärken in meinem ganzen Leben geistige Stabilität gewesen und (...) wirklich klug zu sein».
Als Beweis führt Trump dann an, dass er es von einem «SEHR erfolgreichen Geschäftsmann» zu einem «Top-Fernsehstar» und dann gleich «im ersten Anlauf» zum US-Präsidenten gebracht habe. «Ich glaube, das würde (einen) nicht als klug, sondern als Genie kennzeichnen, und dazu als ein sehr stabiles Genie!», schrieb Trump.
Trump: In seiner Erinnerung ein Top-Student
Nach dem Republikaner-Treffen auf dem Wochenendsitz Camp David schob Trump nach, er habe die besten Colleges besucht und sei ein «sehr ausgezeichneter» Student gewesen. Als Geschäftsmann habe er Milliarden über Milliarden Dollar verdient und in seiner Fernsehkarriere «riesengroßen Erfolg» gehabt, um dann auf Anhieb zum Präsidenten gewählt zu werden. «Und dann höre ich diesen Kerl, der mich überhaupt nicht kennt», so Trump. Wolff sei ein «Betrüger».
Bannon, der im August unter Druck das Weiße Haus verlassen hatte, versuchte mit seiner am Sonntag der Nachrichten-Webseite Axios zugeleiteten Erklärung offensichtlich, die Wogen etwas zu glätten - zumal sich als Folge des Buches mehrere Spender von ihm abgewendet haben. Aber er bestreitet nicht, dass die ihm zugeschriebenen Äußerungen auch tatsächlich so gefallen sind.
Bannon bedauert
Der ehemalige enge Trump-Vertraute geht Axios zufolge insbesondere auf sein im Buch zitiertes Urteil über ein Treffen von Donald Trump Jr., Schwiegersohn Jared Kushner und dem damaligen Wahlkampfmanager Paul Manafort mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfes 2016 ein. Trump Jr. hatte gehofft, dabei Schmutziges über die Wahlrivalin seines Vaters, Hillary Clinton, zu erfahren. Bannon wertet dieses Treffen dem Buch zufolge als «Verrat» und «unpatriotisch».
In seiner Erklärung sagt der Chef der Webseite Breitbart News nun, dass sich die Bemerkung gegen Manafort gerichtet habe, nicht gegen Trump Jr. Letzterer sei ein «Patriot und ein guter Mann». Manafort aber hätte wissen müssen, so Bannon, wie die Russen operierten und dass sie nicht Freunde der USA seien. «Ich bedauere, dass meine verspätete Antwort auf den inakkuraten Bericht bezüglich Don Jr. die Aufmerksamkeit von den historischen Errungenschaften im ersten Jahr der Präsidentschaft (von Trump) abgelenkt hat.»
Dem Treffen mit der Anwältin kommt besonderes Gewicht zu, weil ein Sondermittler untersucht, ob es zwischen dem Trump-Lager und Russland Absprachen zu einer Wahlbeeinflussung gegeben hat.