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Große Probleme ohne Neueinstellungen

Bahn stellt Zehntausende ein - "Demografie schlägt zu"

  • Veröffentlicht: 09.12.2019
  • 21:32 Uhr
  • dpa
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Die Konjunktur schwächelt, die Industrie streicht Stellen - doch die Bahn heuert neue Mitarbeiter in Massen an. Dabei ist das Staatsunternehmen quasi zum Erfolg verurteilt: Ohne Einstellungsoffensive würden große Probleme drohen.

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In einem personellen Kraftakt will die Deutsche Bahn in diesem und im nächsten Jahr annähernd 50.000 neue Mitarbeiter einstellen. Bis Jahresende werde es 24.000 Neueinstellungen geben, im nächsten Jahr sei eine ähnliche Größenordnung geplant, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Montag in München. Besonders gesucht: Lokführer, Fahrdienstleiter, Gleisbauer, aber auch Fachleute für IT und den Elektrobereich.

"Zum einen wollen wir uns verjüngen, zum anderen wollen wir wachsen", sagte Seiler. 8.000 der 24.000 Stellenbesetzungen in diesem Jahr sind nach Angaben des Managers zusätzliche Arbeitsplätze, die übrigen zwei Drittel sind Nachbesetzungen für Pensionierungen und Verrentungen. "Wir wollen eine bessere Bahn liefern und deswegen stellen wir auch so viele neue Kolleginnen und Kollegen ein", sagte Seiler. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte, die Bahn stehe mit 86 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren vor dem größten Modernisierungsprogramm ihrer Geschichte.

Scheuer und Seiler begrüßten 23.000. Neueinstellung

Scheuer und Personalchef Seiler begrüßten im Münchner Hauptbahnhof publikumswirksam die 23.000. Neueinstellung der DB in diesem Jahr: Die 26 Jahre alte Bauingenieurin Christina Hoiß arbeitet seit 1. Dezember für die DB, ihr sollen bis Jahresende noch 1000 weitere Einstellungen folgen.

Die DB hat ein warnendes Beispiel vor Augen: Private Bahnunternehmen hatten während der Urlaubszeit im vergangenen Sommer teilweise mit tage- oder sogar wochenlangen Zugausfällen zu kämpfen, weil Lokführer fehlten. Das ist ein Problem, das die ohnehin häufig von Negativschlagzeilen geplagte Bahn gern vermeiden möchte. Bei der DB gibt es nach Seilers Worten zwar manchmal kurzfristige Personalausfälle, aber keinen strukturellen Mangel. Allein in diesem Jahr werden demnach jeweils etwa 2000 neue Lokführer und Fahrdienstleiter eingestellt.

Auch weil die Bundesregierung in den nächsten Jahren deutlich mehr in die klimafreundliche Bahn investieren will, werden Stellen geschaffen. Die DB setzt alle Hebel in Bewegung, um neue Mitarbeiter zu finden. So verzichtet das Unternehmen inzwischen bei manchen seiner 500 Berufe auf schriftliche Bewerbungsbriefe, bundesweit gibt es Werbeaktionen.

Hohes Durchschnittsalters 

Denn abgesehen von der Schaffung Tausender neuer Stellen steht die Bahn wegen des vergleichsweise hohen Durchschnittsalters ihres Personals vor einer großen Herausforderung: Von den 200.000 Menschen, die das Staatsunternehmen in Deutschland beschäftigt, muss etwa die Hälfte in den nächsten Jahren ersetzt werden. "Die Demografie schlägt zu", kommentierte Minister Scheuer in einem von mehreren Interviews am Rande der Veranstaltung.

Doch es ist nicht nur die Demografie, die zuschlägt. In den großen Städten ächzt die Belegschaft über die hohen Mieten. Die Folge: Wie von Eisenbahnern zu hören ist, würden zahlreiche Kollegen, die vor Jahren aus den neuen Bundesländern zugewandert sind, aus München und anderen teuren Großstädten am liebsten in ihre Heimat versetzt werden, weil dort die Lebenshaltungskosten niedriger sind.

Verkehrsminister Scheuer lobte die Anstrengungen der Bahn - und scherzte gleichzeitig, dass das für seine Bundesbehörden die Suche nach Ingenieuren schwieriger mache: "Bei uns wird's knapp."

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