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Ablenkung vor Wendespiel

Rundumschlag der brodelnden Bayern-Bosse

  • Veröffentlicht: 19.10.2018
  • 16:03 Uhr
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"Polemisch", "unverschämt", "hämisch": Den Münchner Bossen missfällt der Umgang mit dem FC Bayern und verdienten Profis in der aktuellen Krise. Rummenigge und Hoeneß sorgen mit Medienschelte für Aufsehen. Trainer und Mannschaft müssen in Wolfsburg Taten sprechen lassen.

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Beim FC Bayern gärt es. Nach vier sieglosen Spielen haben die Münchner Bosse vor dem als Wendepunkt erhofften Neustart beim VfL Wolfsburg mit heftiger Medienschelte für Aufsehen gesorgt. In einer gemeinsamen Pressekonferenz beklagten Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic einen Sittenverfall in der Fußball-Berichterstattung und kündigten energische Gegenwehr an, notfalls mit juristischen Mitteln.

"Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir Ihnen mitteilen, dass wir uns das nicht mehr gefallen lassen", erklärte Rummenigge: "Wir werden uns diese hämische, herabwürdigende, faktische Berichterstattung nicht mehr bieten lassen." Die Führungsspitze beklagt Unwahrheiten sowie "polemische" und "unverschämte" Kritik an verdienten Bayern-Spielern oder auch an Bundestrainer Joachim Löw.

"Es ist an der Zeit, dass sich der wichtigste Club in Deutschland positioniert", sagte Hoeneß innerlich brodelnd. "Wir werden keine despektierliche und respektlose Kritik weiterhin akzeptieren."

Auslöser für den Rundumschlag sei die Berichterstattung nach dem 0:3 der Nationalmannschaft in Holland gewesen, von der auch maßgeblich Bayern-Profis wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Mats Hummels betroffen waren. Der Verein verurteile, "einen solchen Mann offenbar in dieser Art und Weise in Schutt und Asche zu reden", sagte Rummenigge zum lange verletzten Neuer, dem zuletzt aber sogar nach eigener Aussage "das Spielglück" fehlte.

Den Innenverteidigern Boateng (30) und Hummels (29) war von einem Ex-Spieler und Experten "Altherrenfußball" vorgehalten. "Geht's eigentlich noch?", fragte Rummenigge: "Es scheint offensichtlich, dass man sich überhaupt keine Gedanken mehr macht über Werte wie Würde und Anstand." Der 63-Jährige erwähnte sogar Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Rummenigges Eindruck ist: "Polemik scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Das gilt für Medien, das gilt auch für Experten, und das gilt vor allen Dingen auch für Experten, die mal bei diesem Club Fußball gespielt haben."

Tatsächlich werden - gerade auch in sozialen Netzwerken - nicht selten verbale Grenzen überschritten. Doch die Wortgewalt gerade eines Uli Hoeneß konterkariert die nun selbst erhobenen Vorwürfe. Der Präsident hat zuletzt öfter überzogen, ob gegen Mesut Özil ("Dreck gespielt") oder den Leverkusener Profi Karim Bellarabi, dessen Foul am Münchner Abwehrspieler Rafinha er "geisteskrank" genannt hatte. Der 63-Jährige führte das auf die Emotionalität unmittelbar nach einem Spiel zurück. "Das hätte ich nicht sagen sollen", räumte Hoeneß am Freitag ein.

Dem im Sommer verkauften Außenverteidiger Juan Bernat hatte er jedoch kurz zuvor bescheinigt, im Champions-League-Spiel gegen den FC Sevilla in der Vorsaison "einen Scheißdreck" gespielt zu haben.

Sportdirektor Salihamidzic empörte sich, dass ihm ohne Grund eine fehlende Rückendeckung für Trainer Niko Kovac unterstellt worden sei. "Wir müssen uns nicht öffentlich ein Küsschen geben. Die Bundesliga ist keine Dschungelshow", sagte der Sportdirektor.

"Wir suchen die Schuld für die vergangenen Spiele nicht bei den Medien", sagte Rummenigge. Man hinterfrage intern alles, ergänzte Hoeneß. Trotzdem herrscht spürbare Nervosität an der Säbener Straße. Team und Trainer wurden vor dem Neustart nach der Länderspielpause demonstrativ beschützt. "Wir haben von 2012 an eine fast sechsjährige Dauerparty gefeiert", erinnerte Rummenigge: "Es wird der Eindruck vermittelt, nachdem wir über eine gewisse Zeit da oben geschwebt haben, dass dieser Moment wunderbar genutzt werden soll, um den FC Bayern auf ein Normalmaß zu stutzen", interpretierte Rummenigge.

In Wolfsburg sollen Trainer und Spieler am Samstag (15.30 Uhr) den Umkehrschub zünden. Zur Behebung der Ergebniskrise hält Kovac keine tiefen Eingriffe für nötig. "Man darf nicht alles auf den Kopf stellen, weil das purer Aktionismus ist", sagte der 47-Jährige, der vor den Bossen gesprochen hatte. "Das Quäntchen fehlt", glaubt Kovac. "Ich bin wirklich gut drauf", erklärte er zu seiner Gemütslage.

Kovac muss beweisen, dass er die richtigen Hilfsmittel in seinem Trainer-Baukasten hat. Zwei konkrete Mängel müssten behoben werden, um in den anstehenden vier Auswärtspartien in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal die Wende zu schaffen: "Wir müssen unsere Fehler hinten minimieren. Und vorne vorm Tor müssen wir die Chancen nützen."

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