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CL-Kracher gegen Liverpool

Bayern wollen im Fußball-Sturm von Anfield bestehen

  • Veröffentlicht: 19.02.2019
  • 11:15 Uhr
  • dpa
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Die deutsch-englischen Fußball-Wochen gehen weiter. Die Kraftprobe Liverpool gegen Bayern vermittelt fast schon Endspielstimmung. Die Münchner wollen in Europa ein Zeichen setzen. Novize Kovac muss den finalerprobten Klopp überlisten. Präsident Hoeneß wünscht sich was.

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Niko Kovac saß noch mit Ruhepuls im Presseraum des Anfield Stadiums, aber spätestens beim Anpfiff seines bislang größten Fußballspiels mit dem FC Bayern wird auch der smarte Kroate Herzrasen haben. «Wir werden nicht unbedingt ein 0:0 erleben. Das kann ich mir nicht vorstellen», sagte Kovac, der ein intensives und hochklassiges Spektakel im ersten Achtelfinal-Duell mit Jürgen Klopps FC Liverpool erwartet. «Der Fokus ist da, wir werden einen harten Fight bieten müssen», prophezeite Kovac am Montagabend.

Abergläubisch scheinen sie beim FC Bayern immerhin nicht zu sein. Oder besitzen sie sogar britischen Humor? Im Hotel in Liverpool könnten den einen oder anderen Münchner Starkicker durchaus mulmige Gefühle beschleichen. «Titanic» heißt die direkt am Mersey River gelegene Luxusherberge, in der die Münchner am Montag ohne den erkrankten Nationalspieler Jérôme Boateng ihre Zimmer bezogen.

Einen Fußball-Untergang - wie Borussia Dortmund ihn zum Auftakt der deutsch-englischen Champions-League-Wochen beim 0:3 gegen Tottenham erlebte - wollen die international unglaublich erfahrenen Bayern nicht erleben, auch wenn es am Dienstagabend (21.00 Uhr/Sky) sehr stürmisch zugehen dürfte im Stadion der Reds. «Ein Unentschieden wäre wunderbar», sagte Präsident Uli Hoeneß zu seinem Wunschergebnis.

Zur Reisegruppe des Rekordmeisters zählt auch Kingsley Coman, dessen Einsatz aber ungewiss blieb. «Er hat zwei schwere Verletzungen gehabt am linken Fuß», gab Kovac zu bedenken. Beim Abschlusstraining wirkte der 22 Jahre alte Franzose mit, während Leon Goretzka wegen einer Reizung im Sprunggelenk geschont wurde.

«King muss absolut schmerzfrei sein», sagte Kovac zur Aufstellung von Coman. Ansonsten dürfte Franck Ribéry auflaufen, auch wenn der 35-Jährige nach Vaterfreuden dem Team erst am Montagabend «gerädert», wie Kovac sagte, nachreisen konnte.

«Für mich ist wichtig, dass unsere Mannschaft die Höchstleistung bringt», sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Was auf die Bayern vor über 50 000 Zuschauern zukommt, weiß Mats Hummels nur zu gut. «Ich habe da schon mal gespielt - leider», erinnerte der Routinier an das 3:4 mit Borussia Dortmund im Viertelfinale der Europa League 2016. Eine «unfassbare Stimmung» habe damals geherrscht: «Wir waren 3:1 vorne, hatten das Spiel gefühlt im Sack. Die Fans haben das Team nach vorne gepeitscht. Man muss 90 Minuten dagegen halten, sonst verliert man oder kann so untergehen.» Ein Schiffbruch à la Titanic halt.

In Anfield konnte noch keine deutsche Mannschaft im Europapokal gewinnen. Hummels weiß um die Adrenalinstöße, die nicht nur die Fans, sondern auch der begnadete Motivator Klopp bei den Reds auslösen kann: «Liverpool ist eine wirklich herausragende Mannschaft - stand nicht umsonst letztes Jahr im Finale. Eine Topmannschaft.» Dagegen funktioniere nur ein Plan, sagte Hummels: «Ganz wichtig ist, vor dem gegnerischen Pressing nicht zu kapitulieren. Nicht quer und nach hinten spielen, sondern mutig nach vorne. Ich weiß aber, wie gut organisiert von Jürgen Klopp trainierte Mannschaften sind.»

Die Bayern sollen ihr spezielles Europapokal-Gen aktivieren. In großen Spielen Großes zu leisten, das liegt ihnen im Blut - meint der Trainer. «Sie brauchen solche Bühnen», betonte Kovac: «Dafür arbeiten sie.»

«Wir haben deutlich mehr Champions-League-Erfahrung als Liverpool», benannte Rummenigge einen möglichen «kleinen Vorteil» pro Bayern. «Wir haben in dieser Saison schon viele Höhen und Tiefen gehabt», bemerkte Abwehrspieler Niklas Süle: «Wir können mit den Spielen gegen Liverpool ein Zeichen setzen, dass mit uns wieder zu rechnen ist.»

Es ist der Abend gekommen, an dem auch Kovac sein Potenzial als Trainer zeigen muss. Im Duell mit dem zweimaligen Finalisten Klopp kann der Champions-League-Novize Kovac nachweisen, dass er ein internationaler Toptrainer werden kann und kein «Vollblinder» ist, wie er selbst sagte.

"Wir messen uns mit der vielleicht besten Offensive Europas"

Hoeneß schätzt Klopp sehr: «Das wird für beide Seiten, für ihn und für uns, ein schweres Stück Arbeit. Und ich hoffe sehr, mit dem besseren Ende für uns.» Es geht zunächst einmal um eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel am 13. März. Salihamidzic benannte den Knackpunkt: «Wir müssen schauen, wie wir defensiv in der Lage sind, da zu bestehen.»

Klopp machte am Montag klar, dass dieses K.o.-Duell nicht in einem Spiel entschieden» werde. In Deutschland wisse man aber sehr wohl, dass die Zuschauer an der Anfield Road das Heimteam zu «110, 120, 130 oder 140 Prozent antreiben» könnten. Kovac konterte: «Dann müssen wir 150 Prozent bieten.»

In sechs Partien 2019 stand hinten bei den Bayern nie die Null. Und da rannten keine Weltklassestürmer wie Mohamed Salah, Sadio Mané und Robert Firmino auf das Bayern-Tor zu. «Wir messen uns mit der vielleicht besten Offensive Europas», sagte Außenverteidiger Joshua Kimmich voller Respekt. Mit einem kampferprobten Abräumer wie Javi Martínez könnte Kovac mehr Kompaktheit vor der Abwehr erzeugen. «Wir werden unter Druck geraten, aber man muss abwägen», sagte Kovac. Bei eigenem Ballbesitz seien auch Lösungen wichtig: Nachteil Martínez.

«Unsere Qualität ist auch sehr hoch. Wir können auch auswärts Tore schießen», sagte Robert Lewandowski. Der gesperrte Thomas Müller fehlt, ebenso Arjen Robben. Liverpool muss seinen Topverteidiger, den 84,5 Millionen Euro teuren Niederländer Virgil van Dijk, ersetzen. «Wir wollen unseren Mann stehen», kündigte Goretzka auf Bayerns «Titanic»-Mission an.

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