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Atomkonflikt

USA und Nordkorea: Kommt es doch zum Gipfel-Treffen?

  • Veröffentlicht: 25.05.2018
  • 19:38 Uhr
  • dpa
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Den Gipfel mit Machthaber Kim hat Trump erstmal abgesagt, doch beide Seiten lassen die Tür für Verhandlungen offen.

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Nach der abrupten Absage des Gipfeltreffens zwischen Nordkorea und den USA bemühen sich beide Seiten, eine neue Eskalation des Atomstreits zu verhindern. Nordkorea zeigte sich nach Trumps Rückzieher weiter gesprächsbereit. US-Präsident Donald Trump sagte, man rede weiter mit Nordkorea. Ein Treffen sei vielleicht doch am 12. Juni möglich. Pjöngjang sei sehr an dem Treffen interessiert. "Wir würden es gerne machen. Wir werden sehen, was passiert", sagte Trump. "Jeder spielt Spiele."

Nach Südkorea rief auch China die Regierungen in Washington und Pjöngjang auf, den Dialog fortzusetzen. Die Bundesregierung bedauerte die Absage.

In Nordkorea hatte der Erste Vizeaußenminister des Landes, Kim Kye Gwan, am Freitag erklärt, die USA sollten wissen, dass sich Nordkorea mit ihnen jederzeit zusammensetzen könne.

Per Twitter versucht Trump die Wogen zu glätten

Trump hatte darauf mit demonstrativem Wohlwollen reagiert. Das jüngste Statement aus Pjöngjang sei "warm und produktiv" und eine sehr gute Nachricht, schrieb Trump am Freitag auf Twitter. Man werde sehen, wohin es führe, hoffentlich zu langem und anhaltendem Frieden. Zeit und Begabung würden es erweisen.

Am Donnerstag hatte Trump den historischen Gipfel in einem persönlichen Brief an den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un abgesagt. Das Weiße Haus machte die nordkoreanische Seite dafür verantwortlich.

Auch der US-Verteidigungsminister hat noch Hoffnung

US-Verteidigungsminister James Mattis werte die fortgesetzten diplomatischen Bemühungen beider Länder als sehr gute Nachricht. Er zeigte sich am Freitag hoffnungsvoll, dass es doch noch ein Treffen geben wird. Wenn man einen Gipfel zustande bekommen wolle, sei ein Hin und Her vorher nicht ungewöhnlich, sagte er. "Jetzt sind die Diplomaten am Drücker und in der Verantwortung, und wir begleiten sie mit unseren besten Wünschen für einen fruchtbaren Weg."

Kim Kye Gwan warf den USA erneut vor, auf sein Land vor dem geplanten Gipfel lange Zeit Druck ausgeübt zu haben, damit es einseitig sein Atomprogramm aufgebe. "Wir haben innerlich gehofft, dass das, was die "Trump-Formel" genannt wird, hilft, die Besorgnisse beider Seiten beseitigen zu können", wurde der langjährige Atomunterhändler von den Staatsmedien zitiert.

Im Zentrum des Treffens: Eine friedliche Lösung des Atomkonflikts

Bei dem für den 12. Juni in Singapur geplanten Treffen sollte es um eine friedliche Lösung des langjährigen Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm gehen. Die USA bestanden auf einer sofortigen, nachhaltigen und überprüfbaren Vernichtung der Atomwaffen Nordkoreas. Zuletzt hatte Trump erkennen lassen, dass auch ein Abbau in Phasen möglich sei. Die international isolierte Führung Nordkoreas sieht in ihren Atomwaffen eine Absicherung des eigenen Systems.

Trumps einseitige Absage sei unerwartet gewesen, sagte Nordkoreas Vizeaußenminister, der in der vergangenen Woche selber noch mit einer Absage des Gipfels gedroht hatte. Pjöngjang bedauere die Absage sehr.

Der versöhnlichere Ton aus Pjöngjang steht im Gegensatz zu der verschärften Rhetorik der vergangenen Tage. Kurz vor der Gipfel-Absage hatte die kommunistische Regierung US-Vizepräsident Mike Pence als "ignorant und dumm" bezeichnet. Die nordkoreanische Vizeaußenministerin Choe Son Hui hatte erklärt, Nordkorea sei zu einer atomaren Machtprobe ebenso bereit wie zu Verhandlungen.

Wenige Stunden später verkündete das Weiße Haus die Entscheidung Trumps. Gleich eine ganze Reihe von Zusagen seien nicht eingehalten worden. Es gebe jedoch noch die Chance, das auch wieder zu ändern, sagte Trump. "Zögern Sie nicht, mich anzurufen oder schreiben Sie", forderte Trump den Machthaber in Pjöngjang in einer diplomatisch ungewöhnlichen Wortwahl auf.

Südkorea ist enttäuscht, China mahnt zur Geduld

China sei nach wie vor der Ansicht, dass ein Treffen zwischen Trump und Kim Jong Un eine "Schlüsselrolle" im Atomstreit und bei der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel spiele, sagte der Pekinger Außenamtssprecher Lu Kang. Peking hoffe, dass Nordkorea und die Vereinigten Staaten in dieser Situation Geduld bewahrten.

Der US-Präsident hatte deutlich gemacht, dass die US-Streitkräfte bereitstünden, sollte es nun militärische Aggressionen seitens Nordkoreas geben oder das Land "töricht handeln". Trump drohte Nordkorea in seinem Brief mit den Atomwaffen der USA.

Südkoreas Präsident Moon Jae In, der sich sehr für das Treffen zwischen Trump und Kim Jong Un eingesetzt hatte, äußerte sich noch in der Nacht zum Freitag enttäuscht über die Gipfel-Absage.

Deutschland: Deeskalation ist nur durch Dialog möglich

Auch die Bundesregierung bedauerte die Absage. Eine Sprecherin sagte in Berlin, der Dialog auf höchster Ebene sei ein wichtiger Schritt zur Deeskalation auf der koreanischen Halbinsel. Deutschland unterstütze grundsätzlich das Ziel der internationalen Gemeinschaft einer Denuklearisierung Nordkoreas. "Bis dahin muss auch der internationale Druck auf das Regime in Pjöngjang aufrechterhalten werden." Nordkorea solle die Voraussetzungen schaffen, dass der in Ansätzen geknüpfte Dialogfaden wiederaufgenommen werden könne.

Die Absage kam nur wenige Stunden, nachdem Nordkorea eigenen Angaben zufolge sein Atomtestgelände Punggye-ri durch eine Reihe von Sprengungen unbrauchbar gemacht hatte. Die Schließung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes war als ein symbolischer Schritt gewertet worden, mit dem das Land seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren wollte. Das Weiße Haus kritisierte, dass keine internationalen Experten, sondern nur Reporter als Zeugen zu den Sprengungen der Testtunnel zugelassen wurden.

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