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Erdbeben auf italienischer Ferieninsel

Kinder nach Stunden aus Erdbebentrümmern auf Ischia gerettet

  • Veröffentlicht: 22.08.2017
  • 16:24 Uhr
  • dpa
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© dpa

Angela Merkel macht gerne Urlaub auf Ischia. Und im Sommer ist die Insel voller Touristen. Mitten in der Hochsaison richtet ein Erdbeben schwere Schäden an. Drei Kinder erleben ein stundenlanges Drama.

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Helfer haben nach dem Erdbeben mit mindestens zwei Toten auf der italienischen Ferieninsel Ischia drei verschüttete Kinder nach Stunden aus den Trümmern gerettet. Dem sieben Monate alten Baby und seinen elf und sieben Jahre alten Brüdern gehe es gut, erklärten die Einsatzkräfte am Dienstag. Zwei Menschen starben bei dem Erdstoß der Stärke 4,0, der am Montag mitten in der Hochsaison schwere Schäden anrichtete. Eine Frau wurde von Brocken einer Kirche getötet. Etwa 2600 Menschen wurden obdachlos. Viele Touristen verließen die seit jeher erdbebengefährdete Insel im Golf von Neapel.

Geologen kritisierten, dass ein relativ schwaches Beben so viel Schaden anrichten konnte. Am Montag gegen 21.00 Uhr hatte die Erde zu beben begonnen. Der Erdstoß lag nach Angaben der Erdbebenwarte INGV in einer Tiefe von fünf Kilometern. Geologen erklärten, dass das vergleichsweise schwache Beben vermutlich auch wegen der geringen Tiefe so großen Schaden anrichten konnte. 39 Menschen wurden verletzt.

Immer wieder verheerende Erdbeben

Italien wird immer wieder von teils verheerenden Erdbeben heimgesucht. Vor fast genau einem Jahr, am 24. August 2016, erschütterte ein schweres Beben die mittelitalienische Region um die Stadt Amatrice. 299 Menschen starben. Experten brachten das jetzige Beben aber nicht mit dem vor einem Jahr in Verbindung.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor Nachbeben und Gefahren aufgrund herabstürzender Gebäudeteile. Bürgermeister betonten jedoch, dass der größte Teil der Insel von dem Beben nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Ischia traditionell zu Ostern.

Familie verschüttet

«Es war eine schreckliche Nacht, man kann das mit Worten nicht beschreiben», sagte der Vater der verschütteten Kinder laut Nachrichtenagentur Ansa. Die Familie wurde in der besonders betroffenen Gemeinde Casamicciola verschüttet. Offenbar hatten die Kinder Schutz unter einem Bett gefunden. Rund sieben Stunden nach dem Erdstoß konnte das Baby geborgen werden, nach 16 Stunden waren auch seine Brüder in Sicherheit.

Die Mutter, wieder schwanger, schrie laut Ansa vor Glück, als das Baby gerettet wurde. Die beiden Brüder, die zuletzt geborgen wurden, sind elf und sieben Jahre alt.

Schwere Schäden

Das Beben richtete in manchen Orten schwere Schäden an, besonders in Casamicciola und Lacco Ameno. Häuser stürzten ein, Putz fiel von den Wänden. Ein Krankenhaus wurde evakuiert. «Es hat alles angefangen zu wackeln, alles ist heruntergefallen (...). Häuser sind eingestürzt. Es gibt Vermisste, ein Chaos», erzählte eine Augenzeugin laut Ansa. «Es ist das Schlimmste, was mir je passiert ist.»

Touristen und Bewohner seien in Panik nach draußen gelaufen, berichteten italienische Medien. Auch sollen mancherorts der Strom ausgefallen und Hotels geräumt worden sein. Bewohner erzählten, sie würden die Nacht im Freien verbringen. Für sie wurde auf der Insel ein Fußballstadion geöffnet. Andere Teile der Insel waren von dem Beben wenig betroffen.

Fähren für Urlauber

Die Behörden stellten Fähren bereit, um verschreckte Urlauber von der Insel zu bringen. Mehr als 1000 Menschen kamen laut Zivilschutz am Morgen in Pozzuoli an der Küste an.

Die Insel vulkanischen Ursprungs hat rund 62 000 Einwohner und ist vor allem im Sommer sehr beliebt bei Urlaubern.

«Es ist nicht normal, dass ein Erdbeben der Stärke 4 Häuser einstürzen lässt und zu Evakuierungen von Krankenhäusern führt», sagte Egidio Grasso, Chef der regionalen Vereinigung von Geologen. Andere kritisierten die schlechte Bauweise der Häuser. Die Insel liegt in der Nähe der Phlegräischen Felder, die zu den weltweit wenigen Dutzend sogenannten Supervulkanen zählen. Im Jahr 1883 kamen bei einem Beben auf Ischia rund 2300 Menschen ums Leben.

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