"Kein Teufel, sondern ein normaler Mensch"
Interview: Matthias Koeberlin
Was war ausschlaggebend, dass Sie diese Rolle spielen wollten?
Matthias Koeberlin: "Die Aufgabe, einen Stalker zu spielen, ohne ihn zu dämonisieren, sondern in all seinen Widersprüchen und Facetten zu zeigen, hat mich von Anfang an sehr gereizt. Die Geschichte aus der Perspektive des potenziellen „Täters“ zu erzählen, empfand ich als sehr interessant."
Sie sind selbst Vater und Ehemann. Wie erklären Sie sich, dass Breiler ohne Bedauern seine Familie aufgibt, ohne ihr auch nur ein einziges Mal nachzutrauern?
Matthias Koeberlin: "Martin Breiler verliert sich mehr und mehr in dieser Parallelwelt und empfindet es als sein Recht, nach dieser vermeintlichen Chance zu greifen. Ich glaube nicht, dass es ihm zu jedem Zeitpunkt leicht fällt, gerade die Beziehung zu den Kindern lässt ihn zumindest zu Beginn immer wieder zweifeln … im Verlauf der Geschichte werden diese Zweifel natürlich kleiner."
Was fasziniert Martin an Katarina Witt?
Matthias Koeberlin: "Ich glaube, dass diese scheinbar unbeschwerte Welt ihn sehr fasziniert. Er ist ein Mann im mittleren Alter, verheiratet, zwei Kinder, das Eigenheim ist im Bau. Er fragt sich: Kommt da noch was? Oder fahre ich diese Straße weiter, bis sie in der Grube endet. Wenn ich diese Chance nicht nutze, dann werde ich mir das wohl bis ans Lebensende vorwerfen. Dieses „Recht“ auf ein Stück vom Kuchen, treibt ihn."
Sie spielen Martin unheimlich vielschichtig. Wie haben Sie ihm seinen Charakter verliehen?
Matthias Koeberlin: "Mir war es bei einem so diffizilen Thema wie Stalking immer wichtig, Martin nicht zu einer Karikatur werden zu lassen. Es soll im besten Falle nachvollziehbar bleiben, warum er sich so entwickelt. Kein Teufel, sondern ein normaler Mensch, der an einem bestimmten Punkt in seinem Leben die Kontrolle verliert."
Obsession, Begierde, Besessenheit — Können Sie nachvollziehen, was Menschen antreibt, die jemand anderen stalken?
Matthias Koeberlin: "Ich könnte mir Stalking für meine Person natürlich nicht vorstellen. Ich heiße es auch nicht gut, aber es existieren Menschen in unserer Mitte, die aus krankhaften Motiven bereit sind, das Leben ihrer Mitmenschen inklusive ihr eigenes zu zerstören. Wie jemand dazu kommt,
ist zu gleichen Teilen faszinierend wie erschreckend."
Als Zuschauer leidet man nicht nur mit Katarina Witt, sondern auch mit Martin Breiler. Kurz denkt man sogar über ein Happy End mit den Beiden nach. Was macht Martin zum Opfer?
Matthias Koeberlin: "Martin ist natürlich in erster Linie Täter, und nicht Opfer. Aber sein Weg ins Chaos und Elend ist auch berührend und nicht ausschließlich böse."
Star-Infos zu Matthias Koeberlin unter www.agentur-vonk.de/schauspieler/matthiaskoeberlin