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"Die Ketzerbraut" ist nicht nur ein Roman, der zur Zeit der Reformation spielt. Das Buch wird auch verfilmt und greift einige wahre Begebenheiten der Zeitgeschichte auf. Um zu verstehen, wie es überhaupt zur Kirchenreform durch Martin Luther und seine Anhänger kommen konnte, müssen die Hintergründe genau betrachtet werden. So spielte der im 14. Jahrhundert aufkommende Humanismus bald schon nicht mehr nur in Italien eine große Rolle, sondern auch in Deutschland.

Die Humanisten widmeten sich dem Studium der antiken Philosophen. Aus deren Lehren leiteten sie kritische Thesen bezüglich ihrer Gegenwart ab. Ihnen ging es vor allem um Bildung und die optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten durch die Verbindung von Wissen und Tugend.

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Damit Martin Luther und seine Reformation Erfolg hatten, mussten einige Voraussetzungen stimmen. © Pixabay

Voraussetzungen für den Beginn der Reformation

Ein weiterer Grundpfeiler der Reformation ist der Buchdruck. Zum ersten Mal war es möglich, Schriftstücke nicht mehr aufwendig per Hand kopieren zu müssen, sondern sie relativ schnell und kostengünstig per Druck zu vervielfältigen. Die Thesen Luthers und die Werke der anderen Reformatoren konnten so einem großen Publikum zugänglich gemacht werden, das dank der Humanisten lesen und schreiben konnte.

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Religion im späten Mittelalter

Auch das religiöse Verständnis zur Zeit der Reformation ist entscheidend. Zum Ende des Mittelalters bestimmte vor allem die Mystik die Gedanken der Gläubigen. Berühmte Prediger wie Meister Eckhart, Johannes Tauler oder Heinrich Seuse förderten in ihren Gemeinden die persönliche Erfahrung mit Gott und die Einswerdung mit Christus. Dazu gehörte auch die Predigt auf Deutsch statt Latein, sodass die Gläubigen das Wort Gottes ohne Priester als Mittelsmann verstehen konnten – ein wichtiges Anliegen der Reformation.

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Durch Ablassbriefe versuchten sich die Menschen, von ihren Sünden freizukaufen. © Pixabay

Durch Krankheiten wie die Pest, aber auch durch Armut und Hungersnöte waren die Menschen stets mit dem Tod und dem Leben danach konfrontiert. Aus Angst, im Fegefeuer zu schmoren, wurden die Ablassbriefe immer beliebter. Diese stellte die Kirche nach einer angemessenen Spende aus und verkürzte damit die Bußzeit der Sünder. Das Geschäft mit der Sünde gehörte zu den größten Kritikpunkten der Reformation unter Luther.

Martin Luther: Reformator oder Ketzer?

1505 trat Martin Luther, das Gesicht der deutschen Reformation, als Mönch in den Augustiner-Eremiten-Orden ein. Ab 1512 arbeitete er als Professor an der Universität zu Wittenberg. Durch die intensive Beschäftigung mit den religiösen Schriften und der Bibel kam er zu der Ansicht, dass der Verkauf der Ablassbriefe nicht rechtens sei. Allein durch innere Reue könne man Vergebung erlangen und nicht durch Geld. Am 31. Oktober 1517 übersendete Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass schließlich an den Erzbischof von Mainz. Luther glaubte, dass der nichts vom Missbrauch des Ablasses wusste. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Der Erzbischof hatte den Handel eigens autorisiert. Später ging der 31. Oktober als Tag der Reformation in die Geschichte ein und wird noch heute von evangelischen Gläubigen begangen.

Auf Geheiß Albrechts von Brandenburg, einem Fürsten, der eng mit dem Mainzer Erzbischof zusammenarbeitete, wurde eine Untersuchung gegen Martin Luther eingeleitet. Da die Ablassbriefe auch vom Papst abgesegnet waren, wurde Luther als Häretiker und Ketzer hingestellt und nach Rom zitiert. Doch er trat die Reise nicht an. Stattdessen wurde er während des Reichstags zu Augsburg von Kardinal Cajetan verhört. Luther sollte seine Thesen widerrufen, sonst drohe ihm der Kirchenbann. Doch der Reformator blieb standhaft. Er glaubt noch immer, dass er den Papst von seinen Ansichten überzeugen könnte.

Aus Luthers späteren Schriften entwickelten sich vier Grundsätze der Reformation:

  • sola gratia: Allein durch die Gnade Gottes wird der glaubende Mensch errettet, nicht durch seine Werke.
  • sola fide: Allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt, nicht durch gute Werke.
  • sola scriptura: Allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die kirchliche Tradition.
  • solus Christus: Allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu Christi können Grundlage für den Glauben und die Errettung des Menschen sein.
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Martin Luther fand nach dem Reichs- und Kirchenbann Zuflucht auf der Wartburg. © Pixabay

Weil Luther immer noch nicht widerrufen wollte, wurde am 3. Januar 1521 das Decet Romanum Pontificem über ihm verhängt. Er war damit exkommuniziert. Wenig später, am 30. April 1521, trat dann auch noch die Reichsacht in Kraft und der Kirchenmann galt als vogelfrei. Durch einen inszenierten Überfall wurde Luther entführt und auf die Wartburg gebracht – in Sicherheit. Dort übersetzte er unter anderem die Bibel ins Deutsche. Die Reformation zog immer weitere Kreise, bis sich die Kirche letztendlich spaltete.

"Die Ketzerbraut" greift Reformation neu auf

2017, zum 500. Jubiläum der Reformation, wird dieses Thema auch filmisch aufgegriffen. "Die Ketzerbraut" bleibt nicht nur ein Roman, sondern kommt ins TV. Die Kaufmannstochter Veva steht vor dem Nichts: Man hat ihre Familie ermordet, ihr Haus niedergebrannt und sie geschändet. Veva sinnt auf Rache und sucht Hilfe bei ihrem alten Freund Ernst Rickinger. Doch der scheint mit dem Ketzer im Bunde zu stehen, der in München Flugblätter gegen den kirchlichen Ablasshandel verteilt und ins Visier des Pfarrers Johann von Perlach geraten ist. Bald überschlagen sich die Ereignisse, und Veva kann Freund nicht mehr von Feind unterscheiden.

Fazit: Die Reformation wollte Gott den Menschen wieder näher bringen und die fragwürdigen Geschäfte der Kirche mit der Sünde abschaffen. Martin Luther wurde aufgrund seiner Bemühungen nicht nur exkommuniziert, sondern auch als vogelfrei erklärt. Zum Glück retteten ihn seine Unterstützer. In "Die Ketzerbraut" werden einige geschichtliche Aspekte aufgegriffen. Der Film zeigt, wie eine junge Frau ihr Leben in den gefährlichen Zeiten neu ordnen muss.